SRH Hochschule Heidelberg
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Interview mit unserer Absolventin Maja über Gameforge, Familie und Ordnungscoaching

Unsere Innovationspreisträgerin Maja Wörner (geb. Burg) über Gameforge, Familie und Ordnung.

Liebe Maja, schön dich kennenzulernen! Erzähl uns doch ein wenig von dir. Wer bist du, wo kommst du her und was machst du beruflich?

Hi, ich bin Maja, 30 Jahre alt, komme aus Karlsruhe und wohne aktuell im benachbarten Landkreis Rastatt. Ich bin verheiratet und Mama eines vierjährigen Sohnes und einer dreijährigen Tochter. Vor meinen Kindern hatte ich so klassische Hobbys wie ab und an Joggen und jeden zweiten Winter Snowboarden. Jetzt sind meine Kinder Workout genug *lacht*.

Meine weiteren Hobbys, Zocken und Ordnung bzw. Minimalismus, habe ich zu Berufen gemacht: Erst als Associate Game Designer bei Gameforge, dann als selbstständiger Ordnungscoach.

Wie ich gehört habe, warst du eine der ersten, die den Studiengang „Virtuelle Realitäten“ besucht hat. Wie ist dir die Studienzeit in Erinnerung geblieben und wie hat dir das Studium im weiteren Leben geholfen?

Kurzgesagt bleiben mir zwei Sachen immer in Erinnerung: Bahnfahrten und Energydrinks *lacht*. Da ich aus Rastatt komme, musste ich jeden Tag fast vier Stunden pendeln und Energydrinks aus 0,5-Liter-Dosen waren sehr beliebt und gehörten wohl irgendwie zum guten Ton eines Informatikstudiums dazu. Erinnerungen an Vergangenes beschönigt man ja gerne mal im Nachhinein und trotzdem kann ich ohne Zweifel sagen, dass Studieren eine schöne Zeit war, mit Dozenten und Professoren auf Augenhöhe, kleinen Gruppengrößen und guten Freunden.

Für meinen ersten Beruf als Shop Content Manager, später Associate Game Designer, waren das Studium und meine Bachelorthesis die goldene Eintrittskarte in diese Branche; für meinen aktuellen Job als Ordnungscoach zählen eher die Softskills: Eigenverantwortung, Organisation, strukturiertes Arbeiten, Durchhaltevermögen und – am Wichtigsten – das Wissen, woher man sich Wissen beschafft, wenn man selber mal nicht weiterweiß.

Deine Bachelorarbeit hat den Innovationspreis gewonnen. Wie kamst du auf das Thema, wieso hast du den Preis gewonnen und welche Tipps hast du für nachfolgende Studierende?

Das Thema der Bachelorthesis hatte sich aus zwei Gründen ergeben, zum Einen, weil mir die Computersprachen im Studium sehr schwer fielen und ein Programmcode für mich deshalb nicht in Frage kam, und zum anderen, weil ich selber ein sehr kreativer Mensch bin und mich einzigartige, künstlerische, Indie-Games sehr faszinierten und ich rausfinden wollte, was genau diese Spiele so besonders und andere nur so „mainstream-mäßig“ macht.

Für diese Bachelorarbeit erhielt ich dann den Innovationspreis der SRH. Prinzipiell kann jeder diesen Preis erhalten, aber wieso genau ich diejenige war, die ihn erhielt ist mir bis heute ein Rätsel. Ich mochte meine Arbeit sehr und war auch stolz auf das Ergebnis, mit einer Eins und einem Preis habe ich trotzdem nie gerechnet, aber wer rechnet damit schon, oder?

Als Mama habe ich nun allerdings gelernt, dass Preise bzw. Lob nur eine andere Form der Bestrafung sind, nämlich für eben all jene, die keinen Preis erhalten. Deswegen mein Tipp: Wähle ein Thema für die Thesis, welches dir Freude macht! Ein Preis ist nur eine weitere Bewertung von außen und sagt doch recht wenig über dein Können aus. Ein gutes Selbstwertgefühl ist im Berufsleben so viel mehr wert als eine Eins mit Blumenstrauß.

Anmerkungen vom Studiengangsleiter und Erstgutachter, Prof. Görlich: Das komplette Empfehlungsschreiben inkl. Gutachten umfasst immerhin eine ganze Seite. Kurz gefasst hat Maja sich einem bis dahin beinahe unerforschten, aber aktuellen Thema gewidmet und ein völlig neues Bewertungsverfahren für den Innovationsgrad von Spielen beinahe ohne existierende Vorarbeiten anderer Autoren entwickelt. Sie hat durchgehend wissenschaftlich akkurat, präzise und fundiert gearbeitet und zuletzt selbstkritisch ihre Zielerreichung evaluiert. Ihre Bachelorarbeit war schlichtweg die beste, die ich im Studienjahr 2012/13 lesen durfte!

Nach deinem Studium hast du bei Gameforge gearbeitet. Wie kamst du zu Gameforge? War es lediglich eine Praktikumsstelle, die dir gefiel oder das Wunschunternehmen, bei dem du unbedingt arbeiten wolltest?

Gameforge war aus mehreren Gründen interessant für mich. Die Nähe zu meinem Wohnort, die Präsenz der Firma in unserer Hochschule, an der es einen „Gameforge“-Raum gab (inzwischen das „VR/AR-Lab“), der ansprechende Inhalt der Webseite und nicht zu vergessen: das Spiel „Wizard 1o1“, welches ich in meiner Freizeit gerne spielte. Ich würde mich schon ein wenig als Fangirl beschreiben, was dieses Unternehmen angeht und als echtes Fangirl blieb ich dran! Ganze drei Mal bewarb ich mich dort und nach der dritten Bewerbung erhielt ich die Zusage zu einer Praktikumsstelle, aus der sich dann sehr schnell ein fester Arbeitsplatz entwickelte.

Bei deiner Arbeit bei Gameforge hast du an mehreren Spielen mitgewirkt, darunter Wizard 1o1 und Elsword. Erzähle doch mal, wie dir die Arbeit an diesen Spielen gefiel! War das ein Hobby als Beruf, was hast du genau getan und wie haben dich die Projekte verändert?

Ich habe mein Hobby nicht zum Beruf gemacht, sondern mein Hobby „Zocken“ mit einem passenden Beruf erweitert! Hinter die Kulissen blicken und mitwirken zu dürfen, bei einem Spiel, welches ich privat gerne gespielt habe, war ein kleiner, wahr gewordener Traum! Ich war zuständig für die beiden In-Game-Shops von Elsword und Wizard 1o1, habe Preise mitbestimmt, spezielle Events, Happy Hours und Cashback-Aktionen geplant, Werbung für In-Game-Items koordiniert, arbeitete eng mit den Grafikern, Textern, Programmierern und allen anderen zu einem Spiel dazugehörigen Teammitgliedern zusammen. Es gab sowohl Teammeetings zu beiden Spielen als auch Gildenmeetings, bei denen sich dann nur die Gamedesigner aus allen Spielen von Gameforge trafen. Die Arbeit bei Gameforge hat mich einen ganz neuen Blick auf Computer- und Videospiele werfen lassen, wieviel Arbeit, Zeit, Geld und vor allem Herzblut in ein einzelnes Spiel fließt! Früher war ich oft zu geizig, Geld für grundsätzlich kostenlos angebotene Spiele auszugeben, heute gebe ich gerne mal ein wenig was aus, wenn mir ein Spiel gefällt, weil ich die Arbeit dahinter wertschätze.

Wie bekommt man ein Privatleben mit Hochzeit und Kindern unter einen Hut mit der Arbeit? Persönlich höre ich immer wieder davon, wie zeitintensiv Kinder, aber auch Berufe in der Games-Branche sein können. Hast du hierfür einige Tipps und Einblicke?

Während des Studiums dachte ich noch nicht an Kinder. Wenn ich zu jener Zeit Mutter gewesen wäre, hätte ich das Studium sehr wahrscheinlich nicht geschafft. Die Hochzeit und die dazugehörige Planung stellten keine Probleme dar. Gameforge erhält nicht ohne Grund regelmäßig Auszeichnungen zum besten Arbeitgeber. Ich hatte genügend freie Zeit und ein Privatleben, um eine schöne Hochzeit auf die Beine zu stellen.

Zu „Kinder und Arbeit unter einen Hut bringen“ kann ich nicht viel sagen, denn ich nahm mir für beide Kinder je 3 Jahre Elternzeit. Mein zweites Kind kam nur knapp 18 Monate nach meinem ersten Kind zur Welt, sodass ich insgesamt auf viereinhalb Jahre Elternzeit kam. Ich habe mich damals bewusst für meine Kinder und gegen eine aufstrebende Karriere entschieden und doch kam es dann etwas anders, denn während dieser Elternzeit habe ich angefangen, mein eigenes Unternehmen aufzubauen: als Ordnungscoach.

Wie bist du vom Game Designer zum Ordnungscoach geworden und was machst du als Ordnungscoach?

Naja, ich war schon immer sehr ordentlich und organisiert und entdeckte zusätzlich den Minimalismus für mich. Mein Zuhause war trotz zweier Kinder unter zwei Jahren sehr sauber und aufgeräumt. Ich begann auch meiner Schwester zu helfen, in ihrem Zuhause Ordnung zu schaffen, und sie war es letztendlich auch, die mich auf die Idee brachte, diese Leidenschaft in einen Beruf umzuwandeln und das dann professionell zu machen. Anfangs war ich eher skeptisch, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand dafür bezahlen würde, wenn ich beibringe, wie man richtig aufräumt. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt und was soll ich sagen: mein Unternehmen wächst jeden Monat stetig weiter– in einem Tempo, das mir den Mut gab, meine sichere Festanstellung bei Gameforge aufzugeben, um künftig meine volle Energie in mein Ordnungscoaching zu stecken.

„Nur ein Genie beherrscht das Chaos“ – das ist eine Wahrheit, aber nicht meine; und ich helfe Menschen, die im Chaos versinken und ebenso diese Wahrheit nicht teilen. Stattdessen lehre ich „Zeit statt Zeug“ und „Trenne dich von Dingen, die dich belasten und behalte was dich glücklich macht“. Wer wissen will, wie man Schritt für Schritt ein gesamtes Haus entrümpelt oder einfach nur; wie man ein Spannbettlaken perfekt faltet, der ist bei mir an der richtigen Adresse.

Gerade für diejenigen; die auch selbstständig sein wollen: Welche Tipps hast du für sie? Worauf sollten Gründer achten und worauf können sie sich freuen?

Natürlich gibt es auch eher unschöne Dinge – wie die ganzen Formalitäten. Ich bin nicht einfach nur Angestellte in einer Firma, sondern mein eigener Arbeitgeber. Deshalb muss ich mich um Steuer, Versicherungen, Rente und das ganze Finanzielle kümmern. Im Gegenzug habe ich allerdings einen Beruf erhalten, den ich nicht als Beruf sehe. Mein Job macht mir so viel Spaß, dass ich mich selbst dabei erwische, wenn ich nachts um halb zwei noch arbeite. Bei Gameforge hatte ich einen geregelten Tag mit festem Feierabend, Wochenende und Urlaub. Hier habe ich das alles nicht mehr, aber ich vermisse das auch nicht. Auch hier trifft „Hobby zum Beruf gemacht“ so nicht zu: Das wäre stark untertrieben! Denn Ordnung schaffen und Minimalismus sind keine Hobbys. Das ist mein Leben! Ich habe mein Leben zum Beruf gemacht. Ich habe keinen Feierabend – ich feiere meinen Beruf rund um die Uhr!

Das klingt großartig! Doch wie einfach fällt dir gerade die Selbstständigkeit in Zeiten von Corona? Ist das ein großes Hindernis oder eher eine kleine Hürde, die dich kaum aufhält?

Ich habe den Vorteil, dass ich meine Coachings vor allem auf Instagram anbiete und nicht bei Kunden direkt vor Ort sein muss. Das Rund-um-die-Uhr-online-Ordnungscoaching findet in einem privaten Instagram-Profil statt. Dort lade ich Content in Form von Storys und Beiträgen hoch und erreiche so zeitgleich jeden einzelnen meiner Kunden. Besonders praktisch ist natürlich auch, dass ich die meisten Tätigkeiten im Haushalt aufnehmen und als Inhalte für dieses Profil nutzen kann. Bisher erhält man den Zugang zum privaten Instagram-Profil, indem man eine bezahlte Mitgliedschaft über Steady abschließt. Ich arbeite jedoch schon daran, meine eigene Webseite mit einem Abosystem zu erstellen.

Perfekt! Liebe Maja, ich danke dir für das Interview!

Das Interview führte Lukas Meyer, Student der „Virtuellen Realitäten“ im Abschlussjahrgang 2020.

Maja Wörners Website: @es.wird.noch.besser – Das beste Ordnungscoaching!

Maja Wörner geb. Burg, Ordnungscoaching
Maja Wörner, Ordnungscoaching