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Leben

Corona contra geben! Tipp #16: Digitales Miteinander im Job

In vielen Unternehmen hat sich die Arbeitskultur durch Corona verändert. Prof. Dr. Helena Dimou-Diringer und Dr. Alexandra Edinger geben Tipps, wie wir diese Veränderung gut meistern können.

Prof. Dr. Helena Dimou-Diringer und Dr. Alexandra Edinger aus der Heidelberger Akademie für Psychotherapie geben in dieser Reihe wertvolle Tipps für den Alltag in Corona-Zeiten. Unten stehend finden Sie die Links zu den bisherigen Folgen.

Arbeitskultur in Corona-Zeiten

Die Corona-Pandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Begrifflichkeiten wie Social bzw. Physical Distancing haben unser privates Leben nachhaltig verändert. Aber was ist eigentlich mit dem Beruf? Zwar haben sich die meisten Menschen mittlerweile mit dem Homeoffice arrangiert, doch lassen Sie uns mal genauer hinschauen: wie läuft digitales Arbeiten eigentlich ab?

Klar ist jedenfalls, was es nicht mehr beinhaltet: nette Gespräche auf dem Flur, Brainstormings zwischen Tür und Angel, Lästern über den grellen Pulli der Kollegin, eine Tasse Kaffee in der Küche, ein Pläuschchen über die Kinder oder die Party am Wochenende, spontane Meetings, weil es gerade passt. Die Leichtigkeit ist uns auch hier abhandengekommen. Wir sehen uns einer völligen Veränderung unserer Arbeitskultur gegenüber, denn nach einem Jahr Pandemie ist schon lange nicht mehr von einer vorübergehenden Ausnahmesituation zu sprechen.

Wie wir diese Veränderung gut meistern können, erfahren Sie hier!

1. Online: das neue Business as usual

Lassen Sie uns mit einer bitteren Wahrheit starten: Die pandemischen Verhältnisse bleiben uns vermutlich noch eine ganze Zeit lang erhalten und somit auch das Erfordernis, sich mit entsprechenden digitalen Tools auseinanderzusetzen. Sicherlich hatten viele die Hoffnung, die Pandemie würde gnädigerweise in diesem Frühjahr zu Ende gehen und damit die Notwendigkeit der kompletten Umstellung der eigenen Arbeitsabläufe ausbleiben. Leider falsch gedacht und selbst wenn uns die Corona-Pandemie in absehbarer Zeit nicht mehr in Atem hält: Die Arbeitswelt hat sich nachhaltig verändert und wird künftig vermehrt auf digitalen und Online-Formaten basieren. Also: Machen Sie sich mit der entsprechenden Technik vertraut und vermeiden Sie das Thema nicht länger! Oder nervt es Sie nicht, dass zu Beginn jeden Online-Meetings erst einmal 10 Minuten über technische Probleme gesprochen wird? Na also!

2. Lernen Sie die Kinder Ihrer Mitarbeiter kennen

Durch digitales Führen entstehen für Vorgesetzte besondere Herausforderungen: Probleme und Hürden in Arbeitsabläufen werden häufig erst später erkannt. Abhilfe schafft Proaktivität. Seien Sie im Umgang mit Ihren Mitarbeitern besonders aufmerksam und gehen Sie aktiv auf diese zu. Fragen Sie regelmäßig nach! Aber Achtung: auch Persönliches sollte dabei nicht vernachlässigt werden. Gehen Sie auf die individuelle Situation Ihrer Mitarbeiter ein: Wie geht es diesen? Planen Sie genügend Zeit für Stimmungsbilder ein. Außerdem wichtig: Kamera an! Nur so gewinnen Sie einen Eindruck von der Stimmung im Team.

Die Kinder der Mitarbeiter funken bei den Meetings dazwischen? Toll! Lernen Sie sie kennen. Nach einem Jahr wäre es so langsam ohnehin an der Zeit, die Vornamen der Kleinen zu kennen. 😊 Schaffen Sie ganz explizit Raum für den informellen Austausch. Diese wichtige Funktion von Meetings bleibt zurzeit ziemlich auf der Strecke! 15 Minuten Zeit vor oder nach der offiziellen Agenda können schon helfen. Profitipp: Microsoft Teams bietet die Möglichkeit sogenannte Gruppenräume zu etablieren. Hierbei verlässt man die Hauptkonferenz und kann sich in kleinen Grüppchen oder sogar nur zu zweit ganz privat austauschen. Aber Achtung: Wie im Büro könnte es auch hier passieren, dass sich plötzlich ein weiterer Kollege oder der Vorgesetzte im Raum einfindet. Also achten Sie auf professionellen Umgang. In diesem Kontext könnte z. B. auch ein informeller oder gar themenbezogener Austausch ganz gezielt stattfinden. Übrigens kann ein Meeting ganz ohne professionellen Hintergrund ebenfalls sehr erfrischend sein, die einzige Regel lautet: es darf über alles gesprochen werden, nur nicht über die Arbeit!

Darüber hinaus sollten Sie dafür Sorge tragen, dass auch der Kontakt unter den Teammitgliedern gut ist. Studien zeigen nämlich, dass durch erhöhte Isolation die psychische Belastung sowie die Arbeitsunzufriedenheit steigen. Im Übrigen kann jedes Teammitglied diese Tipps beherzigen, um eine gute Arbeitsatmosphäre herzustellen. Bei all den Neuerungen gilt aber auch: Druck raus! Es braucht Zeit, um sich an die neue Arbeitssituation zu gewöhnen. Anfangs mag es komisch sein, doch auch der informelle Kontakt online ist trainierbar.

Es kommt von alleine so gar keine Plauderlaune auf? Dann probieren Sie doch mal folgendes: Jeder bringt zum Online-Meeting die skurrilste Kaffeetasse mit, die er besitzt und in der Pause erzählt jeder die Geschichte hinter der Tasse. Sie fragen sich gerade selbst, warum Sie eigentlich die hässliche DJ Bobo Tasse nach dem Konzert in den 90ern gekauft haben? Also das können wir Ihnen beim besten Willen auch nicht beantworten. 

3. Online, online, online

Ein Online-Meeting reiht sich ans nächste. Häufig viel zu eng getaktet. Die Konzentration lässt nach, man lässt sich nur noch berieseln. Dieses Gefühl kennt man auch von Live-Meetings. Der wichtige Unterschied besteht jedoch darin, dass wir dazwischen aufstehen, uns bewegen können. Klar, Videokonferenzen sind eine gute Möglichkeit die physische und soziale Distanz zumindest gefühlt ein wenig zu reduzieren, doch interessanterweise verhalten wir uns nicht so! Wir arbeiten die Agenda ab und „Tschüss!“, schon geht’s weiter ins nächste Meeting. Um nicht selbst zur Maschine zu mutieren, beherzigen Sie doch mal die folgenden Maßnahmen: Planen Sie genügend Zeit für die Meetings ein (auch für die Vor- und Nachbereitung). Zeitlich zu eng geplante Meetings reduzieren die Effizienz enorm. Wichtig auch: die Gestaltung der Folien. In Live-Meetings können Sie durch Ihre Art überzeugen und begeistern. Tragen Sie jedoch in einem Online-Meeting vor, fällt es oft schwer, Ihre Energie zu transportieren. Umso wichtiger ist daher die Gestaltung der Präsentation. Achten Sie auf bildliche Gestaltung, nicht zu viel Text und interaktive Elemente, wie z. B. ein Quiz oder Abfragen. Übrigens können Sie auch mit Ihrer Stimme arbeiten, um Spannung zu erzeugen und Ihre Inhalte überzeugend darzulegen.

4. Der Mensch bleibt Mensch

Trotz aller Technik, wir bleiben Menschen. Zu Beginn der Corona-Pandemie lautete die erste Devise: so schnell wie möglich alles auf online und digital umstellen. Natürlich stand hier v. a. die Frage: „Was ist technisch möglich?“ im Vordergrund. Nach einem Jahr Pandemie sollte die Frage nun aber lauten: „Was dient dem Menschen?“. Wir müssen Digitalisierung neu denken! Je klarer der Nutzen für den Menschen wird, desto besser funktioniert die Transition in eine digitale Arbeitskultur, die auf Akzeptanz und Unterstützung aller Beteiligten fußt. 

5. Kommunikation

Gerade bei digitalen Arbeitsstrukturen ist eine offene Kommunikation wichtig. Dabei ist die Reflektion der eigenen Zusammenarbeit ebenfalls äußerst wichtig. Bereits kleine Maßnahmen helfen, die Kommunikation im Team deutlich zu verbessern:

  • Präzise kommunizieren: Kurz, knapp, auf den Punkt! Reden Sie nicht um den heißen Brei herum – das ist auch im real life Austausch schon eine häufige Quelle für Missverständnisse, im digitalen Austausch umso mehr. Also: reden Sie Klartext.
  • Offenes Feedback: Scheuen Sie sich nicht davor, sich Feedback einzuholen! Nur so verbessern wir uns. Wenn Sie selbst Feedback geben: direkt, wertschätzend und klar.
  • Loben: Auch im digitalen Arbeitsflow freuen wir uns alle über positive Rückmeldungen, sollte etwas gut geklappt haben.

Wir finden übrigens, dass Sie das alle toll machen! Sie meistern die Krise und lassen sich nicht unterkriegen – beeindruckend! (so oder so ähnlich könnte Lob klingen, nur als Beispiel 😊)

Hier geht es zu den bisher erschienenen Tipps der Reihe "Corona contra geben":

Portraifoto Helena Dimou-Diringer
Prof. Dr. Helena Dimou-Diringer

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