SRH Hochschule Heidelberg
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Therapie per App - kann das funktionieren?

Die Pandemie hat die Berufswelt verändert und in vielen Bereichen einen Anstieg an digitalen Angeboten angeregt, auch in der Ergotherapie. Die Ergotherapie-Studentin Sabrina hat ausprobiert, wie die virtuelle Behandlung funktioniert.

Die Pandemie hat die Berufswelt verändert und in vielen Bereichen einen Anstieg an digitalen Angeboten angeregt. Auch die therapeutische Welt hat sich durch die aktuelle Situation revolutioniert. Immer mehr Psycho-, Physio- und Ergotherapeut:innen haben online-Sitzungen eingeführt. Doch kann die virtuelle Behandlung genauso effektiv wie eine Face-to-Face-Sitzung sein?

Menschen zu helfen, bei denen Einschränkungen in der persönlichen Handlungsfähigkeit vorliegen, ihren Alltag so selbständig wie möglich zu gestalten, ist der Wunsch von Sabrina, Studentin der Ergotherapie (B.Sc.) an der SRH Hochschule Heidelberg. Entscheidend für die Auswahl des Studiums war Sabrinas Aufenthalt in Australien. Während dieser Zeit hatte sie die Möglichkeit mit autistischen Kindern zu arbeiten.  So wurde Sabrina klar: Sie will einen abwechslungsreichen Beruf haben, bei dem sie ihre sozialen Fähigkeiten aufbauen und gleichzeitig Menschen helfen kann.

Nach ihrer Rückkehr entschied sich Sabrina für ein Studium der Ergotherapie (B.Sc.). „Ich wollte nicht nur eine praktische Ausbildung in der Tasche haben, sondern auch fähig sein, die gängigen ergotherapeutischen Methoden kritisch zu hinterfragen und wissenschaftlich zu reflektieren“, erzählt die Studentin.

Doch wie fast jeder Lebensbereich wurde auch die Ergotherapie von der Corona-Pandemie betroffen. Während ihrer Praktikumszeit konnte Sabrina die Folgen davon selbst erleben: weniger Terminbuchungen, ungeplante Absagen und viele verängstigte Patient:innen. „Da ergotherapeutische Maßnahmen für viele Patientengruppen ein sehr wichtiger Bestandteil der Behandlung sind, konnten wir natürlich unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen weiterhin arbeiten. Doch man merkte gewisse Veränderungen im Behandlungsalltag. Beispielsweise waren einige Patient:innen verunsichert, ob und wie sie mit der Therapie am besten weitermachen sollen“, berichtet die Studentin.

Eine Lösung in diesen turbulenten Zeiten war die Implementierung von Teletherapie. „Teletherapeutische Maßnahmen waren bis jetzt kein Teil der Ergotherapie“, sagt Sabrina, „doch immer mehr Therapeut:innen merkten, wie nützlich der Ansatz von Digitalisierung sein könnte.“

In Rahmen des Moduls „Technologien in der Neurorehabilitation“ konnte Sabrina erste Einblicke in die teletherapeutische Behandlung gewinnen. Die Ergotherapie erfolgte über die therapeutische Plattform Casper. „Die Casper Health-App konnte bei Patient:innen große Erfolge erzielen“, sagt die Studentin. Ähnlich wie eine Fitness App, beinhaltet Casper eine große Auswahl an Übungen, die Klient:innen selbstständig zuhause ausführen können. Dank des individualisierten Therapieplans war es für Sabrina möglich, die Intensität und den Schwierigkeitsgrad der Übungen je nach Patientenzustand anzupassen. Zudem besteht in der App die Möglichkeit, den Fortschritt und auftretende Schwierigkeiten direkt mit den Patient:innen zu besprechen.

Die Vorteile der Online-Therapie

Ausgehend von ihrer persönlichen Erfahrung konnte Sabrina weitere Vor- und Nachteile der Teletherapie identifizieren. Die Tatsache, dass man Patient:innen nicht direkt bei der Übungsausführung unterstützt, kann vor allem für stark eingeschränkte Personen eine Herausforderung darstellen. Der Mangel an direkter Unterstützung kann sich andererseits als vorteilhaft für die Förderung der Selbstwirksamkeit erweisen. So hatte der Patient von Sabrina, der an einer fortschreitenden Muskelschwäche leidet, anfangs nur wenig Hoffnung auf eine Besserung. Nach 2-3 Wochen wurde er aber immer motivierter. „Die Übungen selbst zu bewältigen und jeden Tag immer mehr Fortschritte zu machen, das hat sein Potenzial entfaltet“, ist die Ergotherapie-Studentin überzeugt.

Für die Zeit nach dem Studium hat Sabrina bereits spannende Zukunftspläne: „Nach Australien zu reisen und dort eine eigene Praxis für die Behandlung von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen zu gründen, ist mein Traum.“ Ihre neu erworbenen teletherapeutischen Kenntnisse will sie auf jeden Fall weiterentwickeln. „Auch in der Arbeit mit Kindern kann man Nutzen aus der Teletherapie ziehen, zum Beispiel, indem man einen direkten Einblick ins häusliche Umfeld nimmt oder im regelmäßigen Austausch mit den Eltern bleibt.“

Die Ergotherapie-Studentin Sabrina hat mit der Teletherapie gute Erfahrungen gemacht.
Die Ergotherapie-Studentin Sabrina hat mit der Teletherapie gute Erfahrungen gemacht.

Was ist eigentlich Ergotherapie?

Ergotherapie unterstützt Menschen, die durch eine Krankheit, einen Unfall, psychische Probleme oder eine Behinderung körperlich oder mental eingeschränkt sind, sodass sie bestimmte Alltagsaufgaben nicht (mehr) durchführen können. Eine Ergotherapie ist für alle Altersgruppen geeignet, also für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mehr über das Studium der Ergotherapie und den ergotherapeutischen Alltag kannst du in der 2. Heidelberger Sommerschule für Ergotherapie erfahren.